Live-Dialog-Podcasts ohne Mischpult

… oder: wie man mit einem Mac, SoundFlower, LineIn, Skype, GarageBand und NiceCast etwas schafft, wofür man eigentlich viel mehr Hardware benötigt.

Seit einer ganzen Weile vertreibe ich mir die abendliche Freizeit mit einem neuen Hobby, dem Podcasten. Angefangen mit dem Einschlafen Podcast, in dem ich erst ein bisschen was langweiliges erzähle, und dann etwas noch langweiligeres, gemeinfreies vorlese, habe ich mittlerweile mit dem Pubkameraden Podcast noch ein neues Format, in dem ich etwas mehr rumspielen kann (weil die Hörerschaft noch nicht so fixiert ist ;)). Nachdem ich nämlich eine ganze Zeit allein meine Podcasts aufgenommen hatte, fand ich Spaß am gemeinsamen Podcasting mit einem Interview- oder Gesprächspartner. Unterwegs ist das einfach: ich stelle mein Tascam DR-07 Mk2 an geeigneter Stelle auf und drücke Aufnahme. Nicht so einfach war es per Skype: es gibt zwar Erweiterungen für Skype, welche die Gespräche direkt aufzeichnen, aber meine bisherigen Versuche waren eher kläglich, die Qualität der Aufnahmen war schlecht, und das Plugin stürtzte ab, oder sonstwas.

Ein bisschen Googlen hat mich dann zu einer Anleitung gebracht, die ein interessantes Setup mit anderen, kostenlosen Tools erklärt: SoundFlower ist ein virtuelles 2- und 16-Kanal Mischpult. Das Eingangssignal eines USB-Mikrofons (ich benutze ein wunderbares AKG Perception 120 USB) schickt man per LineIn auf Kanal 3 des 16-Kanal SoundFlower Mischpults, in Skype schickt man den Output an Kanal 1 (Input ist einfach das Mikro), und in GarageBand nimmt man eben SoundFlower 16 Kanal als Eingangsquelle, routet sich zwei Spuren zurecht (eine mit Kanal 1 für den Gast per Skype, eine mit Kanal 3 für die eigene Stimme), schon kann man aufnehmen.

mein Mikrofon

mein Mikrofon

Klingt kompliziert? Schwierig wird es, wenn man das Gespräch per IceCast ins Internet Streamen will. Ich darf dankenswerterweise das Xenim Streaming Network mitbenutzen, und den Weg dahin übernimmt NiceCast. Als „Source“ wähle ich hier SoundFlower 2-Kanal, welches ich ebenfalls in GarageBand als Output einrichte. Jetzt muss man noch darauf achten, dass die Spuren in GarageBand zur Aufnahme aktiviert sind, Monitoring muss eingeschaltet sein, und fertig. Wenn man jetzt noch Musik in den Stream fließen lassen will, bietet sich VLC an. Hier kann man den Audio-Output ebenfalls an SoundFlower 2-Kanal schicken, und schon hört der Stream auch dies. Achtung: nur Gema-freie Musik verwenden, natürlich.

So spart man sich ein externes Mischpult. Es ist ein bisschen hakelig, und man muss immer aufpassen, dass auch alle Wege live und laut sind. Aber hat man es einmal geschafft, ist es doch sehr praktisch.

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Neues Hobby: Podcasting mit dem Einschlafen Podcast

Hallo allerseits,

ich hab schon wieder ein neues Blog! Allerdings benutze ich es nur, um meinen neuen Podcast zu verbreiten. Wisst Ihr, ich lese total gerne vor, am liebsten meinen Kindern zum Einschlafen. Das ist immer schön, sich mit denen hinzukuscheln und vorzulesen. Außerdem lasse ich mir selbst gerne was vorlesen zum Einschlafen. Im Moment macht das Helmut Krauss, aber es ist eigentlich egal welches Hörbuch ich nehme. Angefangen habe ich mit den Harry Potter Hörbüchern vor gut zehn Jahren.

Aus den beiden Punkten entsprang die Idee, selbst Bücher vorzulesen und das für andere aufzunehmen. Leider darf man ja nicht einfach irgendwas vorlesen, die Texte müssen frei von Verwertungsrechten sein, also vor mindestens 70 Jahren erschienen. Zum Glück gibt es das Projekt Gutenberg, wo man genau dies findet. Ich habe mich für Immanuel Kant, die Kritik der reinen Vernunft, und Selma Lagerlöff, die Reisen den Nils Holgersson entschieden. Die beiden Bücher lese ich jetzt im Wechsel vor, erzähle noch ein bißchen was dazu, und das ganze erscheint dann im Einschlafen Podcast Blog, der als Podcast auch auf iTunes erhältlich ist.

Würde mich sehr freuen, wenn Ihr mal reinhört und mir dann sagt, ob es Euch gefällt, wie schnell Ihr damit einschlaft, oder ob ich noch irgendwas besser machen kann. Danke!

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Biathlon ohne Schnee und ohne Gewehr: Bogenlaufen!

Ich bin gelegentlicher Läufer. Vor 10 Jahren bin ich Marathon gelaufen, in Hamburg und in Berlin, aber seitdem ist es eher selten, dass ich öfter als einmal die Woche oder weiter als ein paar Kilometer laufe. Zu wenig Zeit, zu wenig Motivation.

Ich bin außerdem gelegentlicher Bogenschütze. Als ich vor 5 Jahren nach Kakenstorf gezogen bin, trat ich gleich in den lokalen, international anerkannten Bogenschießverein ein. Aber auch hier war die Luft irgendwann raus, Familie und alles andere war wichtiger, und in den letzten zwei Jahren war ich kaum mal beim Training. Zu wenig Zeit, zu wenig Motivarion. Außerdem hatte ich immer, wenn ich mal ein wenig Zeit für Sport fand, den Konflikt: gehe ich Laufen und stäeke meine Kondition, oder gehe ich Bogenschießen und tue was für den Rücken, mentale Entspannung und Konzentration?

Die Lösung habe ich gestern ausprobiert: Biathlon. Mangels Schnee und Langlaufskiern bin ich laufen gegangen, und statt des Gewehrs habe ich meinen Bogen mitgenommen. Eine nachträgliche Suche bei Google hat ergeben, dass diese Sportart „Bogenlaufen“ heißt. Ich fänd ja Bogen-Cross-Biathlon cooler, aber was solls. In einer Hand ein Bündel Pfeile, in der anderen Hand den Bogen bin ich also durch den Wald gejoggt. Eine schöne 2,5 km Strecke (naja, knapp jedenfalls) die ich mit meiner mäßigen Kondition in ca. 15 Minuten schaffe, und zwischendurch Pfeile schießen am Schießstand. Zum Glück liegt dieser in Kakenstorf besonders schön im Wald, so dass ich in der Montur nicht durch das Dorf muss. Den Bogen hab ich zum Laufen abgespannt, damit niemand besorgt sein muss, ich würde zwischendurch für das Abendessen sorgen.

Was soll ich sagen, es hat einen riesigen Spaß gebracht! Ich dachte ja, dass ich mit schwerem Atem und zitternden Armen kaum die Scheibe treffen würde, aber das viel größere Problem war die Brille, die natürlich sofort beschlagen war, als ich stehen blieb. Nach der zweiten Runde lief mir zud noch der Schweiß in die Augen, recht hinderlich beim Zielen. Trotzdem ging kein Pfeil vorbei, und die Gruppe war nicht so viel schlechter als beim Schießen ohne Laufen.

Mein Bogen ist recht leicht, trotzdem merkt man ihn beim Laufen schon — die Schulter war irgendwann etwas verkrampft. Trotzdem bin ich von meiner Idee, ein Halfter für den Bogen am Rücken zu bauen, wieder ab. Das würde auch nur stören. Im Netz habe ich jetzt gelernt, dass bei Wettkämpfen im Bogenlaufen die Pfeile an der Schießstätte gelassen werden können. Naja, aber die sind nun wirklich leicht und haben nicht gestört.

Was noch anders ist: die Laufstrecke bei den Wettkämpfen ist deutlich kürzer. Bei den Deutschen Meisterschaften, die im September stattfinden (da habe ich leider den Meldeschluss verpasst, aber nach einem Training sollte man vielleicht nicht gleich zu den Meisterschaften ;)) läuft man nur 900 Meter, dafür 5 Mal.

Naja, also mir hat’s Spaß gemacht, und ich werde das bestimmt wiederholen. Und wenn ich nächstes Jahr noch dabei bin, fahre ich auch mal zu den Meisterschaften. Anscheinend gibt es noch so wenige Bogenläufer in Deutschland, dass man nicht mal Qualifikationszahlen braucht. Hey hey 🙂

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Turf Wars vs. FarmVille

Es hat mich wieder erwischt. Nachdem ich bei FarmVille noch glimpflich davongekommen bin, spiele ich jetzt das nächste Werk der Gattung „klein, aber zeitfressendes Suchtpotential“. Die Rede ist von Turf Wars, einem eigentlich einfachen Mafia-Aufbauspiel zum Leveln für das iPhone. Der Clou dabei ist die Integration von GPS und Google Maps. Man muss Gebiete (Turfs) für sich beanspruchen, die in dr realen Welt liegen, und man muss dafür vor Ort sein. Ich kann also nicht einfach meinen Mafi-Einfluss auf Hong Kong ausdehnen ohne dort zu sein, und mal davon abgesehen, dass ich dank der Aschewolke derzeit eh nicht hinkomme, hätte ich dort eh krine Chance, denn wie viele Großstädte tobt dort schon ein Mafiakampf von historischem Ausmaß. Virtuell, aber mit konkretem Bezug zur wirklichen Welt. Ich finde das faszinierend und bin beeindruckt, wie erfolgreich das Spiel ist, ohne die (natürlich vorhandene) Intergration in soziale Netzwerke wie Facebook zu brauchen. Im Spiel muss man zwar einen möglichst großen Mob aus anderen virtuellen Mafiosis aufbauen, aber andrs als bei FarmVille braucht man diese Leute nicht zu kennen. Die ganzen SN Effekte, die FarmVille so stark macht, also das Einbinden der Facebook Freunde, das Vollsch**ssen der Timeline, das gegenseitige Profitieren von Geschenken, all das gibt es bei Turf Wars nicht. Aber wenn ich gemeinsam mit anderen die Harburger Gebiete gegen Eindringlinge aus Berlin verteidigen kann, ist das schon witzig. Na, mal sehen wie lange es dauert, bis ich genug über die Spielmechanik gelernt habe um wieder aufhören zu können 😉

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FarmVille vs. Café World

Ich spiele kein FarmVille mehr. Einige Leute scheinen zu glauben, dass mir das schwer fällt und ich süchtig gewesen sei, aber dem ist nicht so. Ich wollte nur genug lernen und beobachten um zu verstehen, wie die Spielmechanik genau funktioniert. Hätte ich früher aufgehört, hätte ich zum Beispiel die neu eingeführten „crop masterings“ verpasst: noch mehr Dauerspielanreiz. Sehr gut, Zynga! Das Erreichen einer Master-Stufe kann man auf die Timeline publizieren und mit seinen Freunden „feiern“, also wie bei den Ribbons ein Hereinziehen aller seiner Freunde -> 51 Millionen aktive Spieler nach nur 4 Monaten! Auch spannend fand ich die Idee, dass man über FarmVille einen besonderen Samen kaufen kann, dessen Erlöse zur Hälfte an arme Kinder in Haiti gespendet werden sollen. Wenn der gesamte Erlös gespendet worden wäre hätte ich es ja ausprobiert, aber ein teures, vollkommen virtuelles Gut zu verkaufen und dann nur die Hälfte zu spenden (wo Zynga doch bestimmt nicht am Hungertuch knabbert) fand ich dann doch zu schwach. Gemein / genial zugleich ist aber der Trick, dass dies ein sehr effizienter Samen ist (3XP an nur einem Tag und sehr guter Coin-Erlös).

Da ich letztes Wochenende krank im Bett lag, hab ich aber die Chance genutzt, noch weitere Zynga Spiele auszuprobieren. Roller Coaster Dingsbums war so schlecht und langweilig, dass ich es schon am nächsten Tag gelöscht habe, aber Café World war ganz nett. Jetzt versuche ich die Unterschiede in der Spielmechanik herauszufinden, aber da gibt es im wesentlichen Gemeinsamkeiten: statt Salatköpfe zu säen setzt man nun ein Gericht auf dem Herd auf, muss je nach Gericht 15 Minuten bis 2 Tage warten um es zu ernten, äh nein zu servieren.

Unterschiede gibt es aber auch: das gemeinsame Feiern von Erreichtem gibt es in Café World nicht. Dadurch hab ich schon mal keine Lust, meine Freunde auf Facebook mit Einträgen auf meiner Timeline zu nerven. Und: das Spiel hat eine merkwürdige Herausforderung an die Raumplanung, die es bei FarmVille nur ansatzweise / aus optischen Gründen gab. Das pathing der Kellner und Kellnerinnen ist derart schlecht implementiert, dass man aufpassen muss, dass nicht etwa Gäste auf schlecht erreichbaren (aber lauschig angelegten) Sitzplätzen nichts zu essen bekommen und sauer wieder abziehen. Es ist auch gar nicht schwer die Tische so zu stellen, dass einige Plätze überhaupt nicht erreichbar sind. Dadurch sind die Cafés selten nett gestaltet sondern sehen gelegentlich eher aus wie Schulklassen.

Vom „social gaming immersion“-Faktor aus gesehen finde ich Café World also schlechter als FarmVille, auch wenn es innerhalb einer Woche 10 Millionen Facebook Benutzer interessiert hat. Dafür ist es nicht so zeit- und klickintensiv, ich geb ihm mal noch ein bisschen Zeit und beobachte, wie es sich entwickelt. Ich glaube allerdings, dass FarmVille um so vieles erträglicher ist als Café World, dass Zynga nicht besonders viele Leute an Café World setzen wird… es sei denn, ein großes Produktportfolio hat für sie einen in sich hohen Wert oder es geht darum, den Konkurrenten Playfish (Restaurant City hat immerhin 16 Millionen Spieler) in Schach zu halten.

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Lernen von FarmVille

Interessant: ein eitler Mensch wie ich will natürlich wissen, welche Blogbeiträge am besten ankommen, und siehe da, es ist mein FarmVille Beitrag! Über 100 Besucher haben ihn schon angeklickt, gefolgt von Heuckenlock mit über 60, weit abgeschlagen der Beitrag, den ich viel spannender finde: Demokratie 2.0 mit nur 20 views.

Was auch meine Frage auf Twitter beantwortet, wie Larsens sein öffentlicher Brief an seine Partei (komisch altbackener Name für einen Blogpost, und @SteffiLemke will den Brief gleich auch per E-Post) zu meinem Demokratie 2.0 Posting steht: sein Beitrag wird gelesen, meiner nicht. Es gibt natürlich noch andere Unterschiede: sein Beitrag ist konstruktiv, meiner mäkelt an Politik insgesamt rum, wo es nur geht.

Aber es geht ja auch besser: lasst uns doch meine Kritik, seine Vorschläge und dann noch die Lehre aus FarmVille nehmen, und vielleicht können wir was auf die Beine stellen! Das ist es doch nämlich, was ich im FarmVille Beitrag sagen wollte: von FarmVille lernen heisst siegen lernen, wir sollten versuchen, Politik als Aufgabe der Online-Vernetzung verstehen. Man sehe sich nur die E-Petition gegen Internetsperren an, ein Riesenerfolg, im wesentlichen durch Online-Vernetzungswerbung. Man muss die Leute bewegen, sie dazu bewegen, den Gedanken weiterzuverbreiten und die Lawine zu unterstützen. Das tut FarmVille indem sie jedem, der auf ein albernes blaues Band klickt, 500 viruelle Münzen schenkt. Eine Partei oder politische Bewegung müsste das natürlich anders tun, aber es ist offensichtlich, dass da ein großes Potential ist, das bisher weder von Steinmeiers halbherziger Werbung auf Facebook (ja, das war Werbung und keine Vernetzung, deshalb hat es auch nichts gebracht!) noch von den Piraten erfolgreich genutzt worden ist. 2% ist ja toll, aber die Welle wurde durch Tauss- und Thiesen-Geschichten zu schnell gebrochen als dass es hätte toll werden können.

Lars, ich erwarte Dich als Nachbar in FarmVille, wo bleibst Du?

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FarmVille als soziales Phänomen

Es hat mich mal wieder erwischt, und damit will ich nicht nur meine aktuelle Sucht erklären, sondern auch eine Antwort auf die Kommentare zu meinem letzten Post erklären: FarmVille ist ein Phänomen, das mich wirklich beeindruckt!

Online-Spiele, die ihren Reiz eher durch eine soziale Komponente als durch technische Feinheit oder grafische Bombastizität erreichen, gibt es schon lange. Angefangen mit textbasierten MUDs, über EverQuest zu World of Warcraft, alle diese Spiele wären deutlich weniger erfolgreich gewesen, hätten sie nicht so sehr auf die soziale Komponente gesetzt: die Spieler müssen sich miteinander aussetzen, können sich gegenseitig helfen oder bekämpfen, und nicht zuletzt geht es auch immer darum den anderen zu zeigen, dass man die größten Errungenschaften erreicht hat.

Das besondere an FarmVille ist meiner Meinung nach, dass Zynga mit diesem Spiel den Kunstgriff vollbracht hat, gar kein neues Netz aufbauen zu müssen, sondern einfach das bestehende, sehr große Netz der Facebook-Benutzer zu gewinnen. Denn bei jeder Online Community ist die Frage: wie bekommt man sie groß genug, damit sie attraktiv ist? Denn eine kleine Community hilft meistens nicht, das System wird erst interessant, wenn es groß genug ist. Und hier hat FarmVille sehr geschickt den Gesamtsieg davongetragen, indem es durch permanentes Befeuern der Timelines seiner Benutzer sich rasend schnell verbreitet hat, ja, laut Gamesbrief.com ist es das am schnellsten gewachsene social game der Welt: obwohl das Spiel erst seit Juni verfügbar ist, haben im August schon 33 Millionen Menschen gespielt! Das ist ein zehntel aller Facebook Benutzer überhaupt! Ein wahnsinniger Erfolg. Meines Erachtens liegt er vor allem darin begründet, dass man kaum mehr umhin kann, dieses Spiel zu kennen: ohne jegliche Marketingkampagne hat sich das Spiel viral über die Timelines der Benutzer verbreitet. Hinzu kommt, dass die Spieler sich ohne selbst investieren zu müssen täglich kleine Geschenke machen können, die tatsächlichen Wert haben: eine virtuelle Kuh, die nach ein paar Tagen immer wieder virtuelle Milch gibt oder ähnliches. Und natürlich — hier ist jedes Aufbauspiel gleich — einen nicht schlecht gemachten Suchtfaktor, der die Spieler immer wieder dazu bringt, in das Spiel einzutauchen: sei es um die angepflanzten Kürbisse oder Blaubeeren nicht verkommen zu lassen, sei es um Geschenke der Freunde entgegenzunehmen (die vergammeln nämlich im Postkasten, wenn man sie nicht rechtzeitig abholt), oder sei es um den Fortschritt seiner Freunde mitzufeiern — und dafür einen kleinen Bonus zu bekommen. Immer wieder startet man dieses kleine Spiel direkt in Facebook. Ich könnte wetten, dass in die Entwicklung des kleinen Flash Spielchens relativ wenig Zeit geflossen ist, und dass die Entwickler viel mehr (aber immer noch nicht so viel wie beispielsweise WoW) Energie in die soziale Komponente gelegt haben. Auch wenn einige Facebook Benutzer von dem ganzen „Spam“ in der Timeline genervt sind, immerhin kennen sie das Spiel. Und die, die es spielen, werden immer wieder reingezogen. Genial.

Für Zynga ist FarmVille wahrscheinlich ein großartiger finanzieller Erfolg: bei (vermutlich) geringem Entwicklungsaufwand erreicht man in kürzester Zeit ohne großes Marketingbudget 33 Millionen Spieler. Jeder Spieler, dem das normale Anpflanzen zu langsam geht, kann die virtuellen Währungen Coins und Cash auch mit echtem Geld per Kreditkarte erwerben, um noch schneller zum eigenen, virtuellen Trecker zu kommen. Und sie tun es! Auch wenn nur ein ganz geringer Bruchteil der Spieler dies tut, es lohnt sich ganz bestimmt.

Was hat das jetzt mit Politik zu tun? Nun, ich denke viel. FarmVille bzw. seine Erschaffer Zynga haben es geschafft, sich ein bestehendes social network zu Nutze zu machen, das schafft in Deutschland keine politische Partei, nicht mal die Piraten, deren Heiat doch das Netz ist. Und von denen mal abgesehen hat keiner der „großen“ Politiker in Berlin auch nur ansatzweise verstanden, welche Potentiale im Netz sind, die sind doch stolz wenn sie E-Mail verstehen und in ihrem Abgeordnetenbüro jemand den Werbe-Facebook Account mit unkommentierbaren pseudo-Blogposts befeuert. Auf meinen letzten Blogpost zum Thema Demokratie 2.0 habe ich zwei Antworten erhalten (und auch offline ähnliches gehört), die im wesentlichen aussagen, dass die Menschen diese Art der Beteiligung gar nicht anstreben würden und sich zu sowas auch nicht bewegen lassen würden. Die Gefahr, dass ein solches System Ziel von Hackern werden würde, ist natürlich auch groß. Aber ich glaube, EverQuest hat vorgemacht, dass man solche Systeme sicher bauen kann, denn es ist in zehn Jahren Betrieb nie ernsthaft gehackt worden (mal abgesehen von harmlosen bot scripts zum Exp farmen). Und FarmVille zeigt, wie man eine Community gewinnt. Es ist alles eine Frage der Herangehensweise, der Medienkompetenz und der Aufgeschlossenheit der neuen Kultur gegenüber. Das Internet verändert unser aller Leben, und die etablierten Parteien versuchen hilflos mit einem Stoppschild zu reagieren. So lächerlich, traurig, und in der Ignoranz gefährlich ist es, wenn man sich nicht ernsthaft damit beschäftigt, wie sich die Gesellschaft ändert. Wenn man sich die neuen Medien wie social Networks jedoch zu Nutze macht, wird man stinkereich und weltberühmt wie Zynga.

Genug geschrieben. Ich bekam gerade eben von TweetDeck angezeigt, dass mein Kollege einen White Ribbon für „Noah’s Ark“ bekommen hat, und wenn ich mitfeiere (einmal klicken), bekomme ich 100 Coins. Noah’s Ark Ribbons bekommt man übrigens, wenn man auf anderer Leute Meldungen klickt, die aussagen, dass auf deren Farm ein Tier rumläuft, und es damit adoptiert. Keine Kosten, nur Spaß, nur klicken, immer drin sein. Und mitfeiern. Die habens raus. Und ich bin drin.

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Demokratie 2.0

Ich hab ja letztens über Parteien, Koalitionen und Fraktionszwang gelästert, aber keine richtige Alternative gefunden (ich weiß immer noch nicht, was ich wählen soll) und bleibe die Antwort schuldig, was denn nun besser sei. Der Gedanke, mich selbst als unabhängiger Kandidat für den Bundestag zu bewerben ist zwar interessant, ändert aber eigentlich gar nichts, denn die Macht, Dinge zu ändern, bliebe bei den großen Parteien, die mit ihren Zweitstimmen auf jeden Fall mal die Hälfte der Abgeordneten stellen.

Ein völlig unpolitisches Thema hat mich jetzt wieder sensibilisiert, wie schlecht die deutsche Politik auf den Gesellschaftswandel eingestellt ist: FarmVille. Ein ganz simples Flash-Spiel wie es tausende im Netz gibt, aber dieses nutzt die viralen Effekte von Facebook extrem gut aus. Da hat jemand verstanden, wie Communities funktionieren, und ich hab zwar keine Zahlen aber würde meinen Arsch drauf verwetten, dass die Hersteller von FarmVille jetzt reich sind.

Offensichtlich ist die politische Klasse in Deutschland ziemlich unbeleckt, was Netzkommunikation und Netzwerkeffekte angeht. Klar, da twittert mal einer und FW Steinmeier hat nen Facebook Account. Aber irgendwie ist das alles nur biederes Marketing, keiner nutzt es wirklich aus. Ein Dialog, eine echte Beteiligung der Netze findet nicht statt.

Also habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht, wie denn eine modernere Demokratie funktionieren könnte. Es gibt jede Menge Information über „Demokratie 2.0“ oder „E-Demokratie“ im Netz, aber den Knallervorschlag, echte Vorschläge habe ich nicht gefunden. Nicht mal die gerühmten Piraten haben da was im Programm. Bei den Grünen steht immerhin „Wir wollen E-Demokratie“, aber das ist so versteckt und kurz, dass man nicht erkennen kann, ob das im offiziellen Programm ist. Kann man dem vertrauen?

Alle vier Jahre zwei Stimmen abgeben, bei denen man nicht mal weiß, was später damit entschieden werden wird (weil das Wahlprogramm dem Koalitionsvertrag weicht), ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß, aber wie kann man Bürger besser einbeziehen? Bei jeder Entscheidung einen Volksentscheid durchzuführen ist vielleicht unpraktikabel, deshalb ist das Delegieren von Abgeordneten ja gar nicht schlecht. Aber prinzipiell wäre es doch toll, wenn man bei jeder Entscheidung

  • selbst entscheiden könnte, ob man selbst abstimmen oder delegieren will
  • seinen Abgeordneten jederzeit wechseln könnte
  • eine Dauer-Delegation einrichten könnte (vier Jahre auf eine Person bildet das heutige System fast ab)

Und dann hat jeder Abgeordnete eben so viel Gewicht, wie Leute ihn delegiert haben. Damals, als Wahlen noch auf Zetteln und Wahlmänner per Kutsche durch unwegsame Lande fahren mussten, was das nicht denkbar, aber achtung: heute gibt es digitale Netze, und ein flexibleres System ist durchaus möglich!

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Qual der Wahl – Parteiensystem am Ende

Ich würde Wale niemals frittieren (wobei die ja ihr eigenes Fett mitbringen). Da belasse ich es doch bei Truthähnen. Aber vor der kommenden Bundestagswahl fangen meine grauen Zellen schon mal an zu brutzeln: wem soll ich nur meine Stimme geben? Bisher habe ich immer versucht, das geringere Übel zu wählen. Manchmal war ich sogar schon davon überzeugt, die richtigen zu wählen. Aber jetzt gibt es die einfach nicht mehr. Mehr noch: ich habe komplett das Vertrauen in die Parteien verloren. Ich bin nicht politikverdrossen, beileibe nicht, es interessiert mich sehr, was beschlossen wird, und ich würde mich sehr freuen, wenn einiges anders beschlossen werden würde.

Aber wie soll man überhaupt Parteien vertrauen? Die schreiben ein Wahlprogramm, dann schließen sie einen Koalitionsvertrag, dann gibt es Fraktionszwang und Koalitionsvereinbarungen und letztlich beschließen ganz wenige Abgeordnete, wie die gesamte Koalition abzustimmen hat. Und die meisten halten sich daran, klar, sonst würde das ja nicht funktionieren. Wie war das noch, „an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“ wie es im Grundgesetz Artikel 38 steht? Pustekuchen, sag ich. Verbieten sollte man Fraktionszwang, und Koalitionen insbesondere!

Jetzt kommen die Piraten und versprechen Heilsbringer in der verkorksten Politikwelt zu sein. Zumindest versprechen sich das viele ihrer Anhänger. Ich finde, die Piratenpartei ist im Moment noch nicht reif, gewählt zu werden, wenn sie sich Dinger wie Jörg Tauss und Bodo Thiesen leistet. Geht nicht, bringe ich nicht über’s Herz. Wenn andere damit zufrieden sind, wie die Partei damit umgeht — bitte. Not me.

Das Problem ist nur: sobald die Piraten „erwachsen“ genug sind, um solche Probleme schneller und „professioneller“ in die Griff zu kriegen, sind sie „etabliert“… und wie jede andere Partei auch. Die können jetzt so cool sein wie sie wollen. Die Grünen waren das auch mal. Letztendlich wird auch hier der Fraktionszwang und die Käuflichkeit der Entscheider durch Lobbyisten kommen.

Ja wie denn dann? Direktmandate machen leider nur die Hälfte des Bundestages aus, sonst würde ich ja sagen, dass es in jedem Wahlkreis ganz viele unabhängige, parteilose Kandidaten geben sollte. Die graben den Parteikandidaten so lange Stimmen ab, bis einer von ihnen den Wahlkreis gewinnt. Ich hab mal Wikipedia bemüht, und anscheinend ist Konrad Dippel der einzige parteilose Direktkandidat, der überhaupt mal einen nennenswerten Stimmanteil bekommen hat. Der gute Mann aus dem Wahlkreis Weiden hat bei der letzten Bundestagswahl 13,6% der Stimmen bekommen. Respekt, aber wirkungslos, leider. Alle anderen parteilosen Direktkandidaten haben so um die 1% bekommen. Ab 1% gibt es ja immerhin eine Wahlkampfkostenrückerstattung — für parteilose Kandidaten 2,05€, für welche mit Partei 2,80€. Wie gerecht!

Naja, es spielt keine Rolle eigentlich, die Wähler wollen ihr Kreuz glaube ich lieber bei einem Namen machen, wo eine Partei dran steht, als bei einem Unabhängigen. Und bis man mit viralem Netz-Marketing ein Direktmandat gewinnen kann, muss man wie der Dippel tausende von Euro für Zeitungswerbung ausgeben. Und das können halt nicht alle.

Attraktiv finde ich das dänische System, in dem es seit Jahren Minderheitsregierungen gibt. Die stärkste Fraktion stellt den Regierungschef, und der muss sich für jede Sache, die er durchsetzen will, eine Mehrheit suchen. Regieren mit wechselnden Mehrheiten, ein Modell für Deutschland? Da müsste schon viel passieren, bis das möglich ist. Ich sag nur: Simonis. Ich sag mal lieber nicht: Ypsilanti.

Vielleicht sollte ich doch mal kandidieren. Immer nur meckern hilft ja nicht. Meine Frau meint, ich renn da doch nur gegen die Wand wie die vielen anderen unabhängigen Kandidaten und bekomme für meine viele Zeit, Energie und das viele Geld auch nur ein paar Zehntel Prozent der Stimmen, kann behaupten „Ich hab’s versucht“ und sonst nix. Wahrscheinlich hat sie recht. Aber noch wahrscheinlicher ist, dass ich die Stimmen nur der Monika Griefahn klaue und dafür dann der CDU Fritze das Direktmandat gewinnt, und das will ich nun wirklich nicht.

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schlechte Songtexte

Ich habe einen neuen Song geschrieben. Die Musik gefällt mir super, und die Kapelle macht ganz großartige Sachen damit. Ich glaub, da kann was feines draus werden. Leider ist der Text ziemlich schwach:

Strophe:
Der Tag hat schon nicht so gut angefangen
mein Schädel brummt vom komischen Wein
Was heute kommt kann gar nicht so wichtig sein
ich lieg im Bett, und ich bin nicht allein

Bridge:
Wo kommt nur dieses Gesicht her
ich hab sie schon mal gesehen
wenn ich heut abend nach hause komm
werd ich versuchen, den gestrigen Tag zu verstehen

Strophe:
Vielleicht sollte ich nochmal in mich geh’n
was diesen Abend in der Kneipe betrifft
kann mir mal einer in Ruhe erklären
wie man so einen Absturz umschifft

Bridge:
Es könnt ja auch mal ganz ruhig sein
ganz entspannt an der Bar
ich seh mich morgen schon wieder dort
wo ich gestern den ganzen Abend schon war

Ref:
Oooh, nie wieder Alkohol singen andere,
ich hätt gern ein bisschen mehr
Plan, wo diese Reise hingeht ich hab mich
an der letzten Kreuzung verfahren

Bridge:
Wo kommt nur dieses Gesicht her (und will sie etwa mehr?)
ich hab Dich schon mal gesehen (wann wird sie endlich geh’n)
wenn ich heut abend nach hause komm
werd ich versuchen, den gestrigen Tag zu verstehen

Ich glaub ich weiß auch schon, warum der Text so schlecht ist: er ist entstanden, so wie ich früher schon für meine Hard Rock Kapelle geschrieben hab: eine Zeile, oder vielleicht ein Reim fällt einem ein, und darauf aufbauend strickt man den gesamten Rest. Ich habe auf diese Weise noch nie einen guten Text geschrieben.

Lieber würde ich Texte so schreiben, dass ich mir erst ein Thema und eine Aussage ausdenke, dann den Ablauf strukturiere, dann Schlüsselwörter sammle und erst dann die Wörter zu Worten forme und in Reimform bringe. Das ist aber deutlich schwieriger. Nicht nur, weil man dafür ja ernsthaft Ideen haben müsste (hab ich, glaub ich, ein paar), sondern weil das Ausarbeiten nicht nur wirklich Arbeit, sondern auch schwierige Handwerkskunst ist.

Vielleicht fällt ja jemandem was gefälligeres als dieser Text ein, was irgendwie auf das gleiche Schema passt. Wir könnten auch eine Karaoke-Version von dem Song aufnehmen und prämieren dann den besten Text?

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