Biathlon ohne Schnee und ohne Gewehr: Bogenlaufen!

Ich bin gelegentlicher Läufer. Vor 10 Jahren bin ich Marathon gelaufen, in Hamburg und in Berlin, aber seitdem ist es eher selten, dass ich öfter als einmal die Woche oder weiter als ein paar Kilometer laufe. Zu wenig Zeit, zu wenig Motivation.

Ich bin außerdem gelegentlicher Bogenschütze. Als ich vor 5 Jahren nach Kakenstorf gezogen bin, trat ich gleich in den lokalen, international anerkannten Bogenschießverein ein. Aber auch hier war die Luft irgendwann raus, Familie und alles andere war wichtiger, und in den letzten zwei Jahren war ich kaum mal beim Training. Zu wenig Zeit, zu wenig Motivarion. Außerdem hatte ich immer, wenn ich mal ein wenig Zeit für Sport fand, den Konflikt: gehe ich Laufen und stäeke meine Kondition, oder gehe ich Bogenschießen und tue was für den Rücken, mentale Entspannung und Konzentration?

Die Lösung habe ich gestern ausprobiert: Biathlon. Mangels Schnee und Langlaufskiern bin ich laufen gegangen, und statt des Gewehrs habe ich meinen Bogen mitgenommen. Eine nachträgliche Suche bei Google hat ergeben, dass diese Sportart „Bogenlaufen“ heißt. Ich fänd ja Bogen-Cross-Biathlon cooler, aber was solls. In einer Hand ein Bündel Pfeile, in der anderen Hand den Bogen bin ich also durch den Wald gejoggt. Eine schöne 2,5 km Strecke (naja, knapp jedenfalls) die ich mit meiner mäßigen Kondition in ca. 15 Minuten schaffe, und zwischendurch Pfeile schießen am Schießstand. Zum Glück liegt dieser in Kakenstorf besonders schön im Wald, so dass ich in der Montur nicht durch das Dorf muss. Den Bogen hab ich zum Laufen abgespannt, damit niemand besorgt sein muss, ich würde zwischendurch für das Abendessen sorgen.

Was soll ich sagen, es hat einen riesigen Spaß gebracht! Ich dachte ja, dass ich mit schwerem Atem und zitternden Armen kaum die Scheibe treffen würde, aber das viel größere Problem war die Brille, die natürlich sofort beschlagen war, als ich stehen blieb. Nach der zweiten Runde lief mir zud noch der Schweiß in die Augen, recht hinderlich beim Zielen. Trotzdem ging kein Pfeil vorbei, und die Gruppe war nicht so viel schlechter als beim Schießen ohne Laufen.

Mein Bogen ist recht leicht, trotzdem merkt man ihn beim Laufen schon — die Schulter war irgendwann etwas verkrampft. Trotzdem bin ich von meiner Idee, ein Halfter für den Bogen am Rücken zu bauen, wieder ab. Das würde auch nur stören. Im Netz habe ich jetzt gelernt, dass bei Wettkämpfen im Bogenlaufen die Pfeile an der Schießstätte gelassen werden können. Naja, aber die sind nun wirklich leicht und haben nicht gestört.

Was noch anders ist: die Laufstrecke bei den Wettkämpfen ist deutlich kürzer. Bei den Deutschen Meisterschaften, die im September stattfinden (da habe ich leider den Meldeschluss verpasst, aber nach einem Training sollte man vielleicht nicht gleich zu den Meisterschaften ;)) läuft man nur 900 Meter, dafür 5 Mal.

Naja, also mir hat’s Spaß gemacht, und ich werde das bestimmt wiederholen. Und wenn ich nächstes Jahr noch dabei bin, fahre ich auch mal zu den Meisterschaften. Anscheinend gibt es noch so wenige Bogenläufer in Deutschland, dass man nicht mal Qualifikationszahlen braucht. Hey hey 🙂

3 Antworten so far »

  1. 1

    Die Laufstrecke ist für Langstreckler natürlich viel zu kurz, das tut weh. Andererseits eröffnet sich eine völlig neue Laufwelt. Intervalle und Sprints schaden auch nicht wirklich. Außer man übertreibt es so wie ich und verletzt sich. Ich habe unter /FB/Run Archery/Diskussionen/ einen Trainingsplan gepostet in dem ich klassisches Mittelstreckentraining mit Bogenschießen kombiniert habe. Wo vor der DM auch mehrmals der gesamte Ablauf geübt wird. Der geht aber von einem hohen Leistungsstand aus. HM unter 2 Std. oder Marathon unter 4 Std. Abspannen solltest du deinen Bogen nicht, wenn du die Pfeile am Stand lässt, erübrigt sich jeder Verdacht 😉

  2. 2

    Thorsten said,

    Bogenlauf ist noch ziemlich exotisch. Aber das war Jedermanntriathlon auch mal. Also keine Angst! Bogenlauf macht Spaß. Und dauert nicht so lange, wie eine FITA-Runde.

    Sollte Bogenlaufen künftig mehr erfahrene und schnelle Läufer anziehen, die den joggenden Bogensportlern dann u.U. die Siege wegschnappen, hat das bestimmt auch sein Gutes, denn dann gewinnt Bogenlaufen an sportlicher Klasse und Bogenschießen wird insgesamt vielleicht populärer, was am Ende uns allen nutzt.

    Auf alle Fälle ist Bogenlaufen extrem spannend, auch für die Zuschauer, denn niemand muß mit dem Feldstecher Ringe zählen, um festzustellen, wer gerade vorn liegt. Dazu gehört auch, daß die Strecken kurz gehalten werden, damit in unmittelbarer Nähe des Schießstandes gelaufen werden kann und die Zuschauer alles mitverfolgen können. Siehe auch Matchrace beim Segeln.

    Am wertvollsten ist sicher der Aspekt bei der Nachwuchsarbeit. Die Kiddies können sich da mal richtig austoben und nochmal zum Triathlon: Im Ziel zählt die Summe aus allen Fähigkeiten!

    Eine Anregung für den, der einen eigenen Bogenlauf organisieren will: Mach die Strafrunde nicht zu lang. Es ist sonst wahnsinnig schwer, einen Fehlschuß wieder herauszulaufen. Bei der normalen Laufstrecke kommt es ja nur drauf an, daß der Schütze komplett außer Atem kommt. Da reichen also je nach Altersklasse einige hundert bis 1.000 m. Bitte als Läufer nicht vergessen, daß 5.000m für Normalverbraucher eine endlose Strecke sind.

    Viel Spaß!

    • 3

      tobybaier said,

      Hallo Thorsten,
      danke für die interessanten Tips! Noch konnte ich keine Kakenstorfer Schützen vom Mitlaufen überzeugen, aber ich arbeite daran. Nächstes Jahr möchte ich erstmal ein oder zwei Wettbewerbe mitmachen, bevor ich selbst was organisiere. Aber schauen wir mal 🙂


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